Das Wort, das nach Aristoteles die Seele bezeichnet, lautet entelecheia, auf Deutsch: ‚Selbstvollbringung’ . Es ist ein Kunstwort und ein neu erfundener terminus technicus des Aristoteles. D.h. wir wissen nicht abseits von Aristoteles, was es bedeuten soll. Klar ist, dass die Worte ‚telos’ und ‚echein’ darin zu einem Terminus verschmolzen sind, also ‚Ziel’ oder ‚Ende’ und ‚Innehaben’. Entelecheia ist die Innehabung des Endes oder der Vollendung. Dieses, wenn jemand einen Zweck seines Tuns vollendet erreicht oder innehat, bezeichnen wir im Deutschen als ‚Vollbringung’. Jemand vollbringt eine Tat, ein Werk, eine Leistung, ein Ziel. Und zwar nicht in dem Sinne, dass es nun hinter ihm läge und der Vergangenheit angehört, sondern in dem Sinn, dass er gerade die Krone oder den Gipfelpunkt davon erreicht hat und eben ‚hält’. So Aristoteles mit dem Wort entelecheia. Wenn man gerade den Gipfelpunkt einer Angelegenheit oder Tätigkeit, das, worauf es dabei ankommt, erreicht hat und hält, ist das entelecheia.
Autor: Prof. Dr. Thomas Buchheim
(Dieser Text stammt aus dem Kommentar zu seiner Neuübersetzung von “De Anima”, die demnächst in der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt erscheint).
Sehr cool hier einen Auszug aus dem bald erscheinenden Buch verfügbar zu haben!